Die Häuser denen, die drin wohnen! – Aufruf zur Demonstration

Die Häuser denen, die drin wohnen! – Aufruf zur Demonstration am 26.02. 17:00 Salingarten!

 

Der bange Blick auf den Kontostand gehört für viele Menschen in Deutschland zur Tagesordnung (laut Destatis waren 2022 mehr als jede*r Fünfte von Armut bedroht): egal ob Wocheneinkauf, die Nebenkostennachzahlung oder natürlich die „alte Bekannte“ namens Miete, viele können sich das Leben, sprich die Sicherung grundsätzlicher Bedürfnisse wie Essen oder Wohnen kaum noch leisten. In Rosenheim ist das nicht anders, ganz im Gegenteil! Laut einer Studie des Instituts empirica aus dem Jahr 2022 liegt Rosenheim als einzige Mittelstadt in der Top-Ten der höchsten durchschnittlichen Mieten (pro m²) in Deutschland und kann sich dabei mit Hamburg oder Düsseldorf messen! Gleichzeitig liegt das durchschnittlich verfügbare Einkommen der Rosenheimer Haushalte unter dem bayerischen Durchschnitt. Doch anstatt dieses offensichtliche Problem zu thematisieren und anzugehen, stoßen die Gentrifizierungsprozesse in Rosenheim immer weiter in neue Dimensionen vor: die (teils geplante, teils bereits geschehene) Bebauung der Flächen rund um den Bahnhof, die preisgekrönte Studierenden-Wohnanlage CampusRo (mit einem „schlanken“ Einstiegspreis (!) von 560,-€ für ein Ein-Zimmer-Appartment) oder die im Rahmen des Bauvorhabens Roxy entstehenden Luxus-Appartments, für welche 21 bezahlbare Wohnungen und ein Second-Hand-Shop des BRK weichen mussten, die Liste an Beispielen ließe sich noch ewig fortführen. So scheint es geradezu irrwitzig und grotesk, dass von städtischer Seite seit einiger Zeit Gründe für zunehmendes Ladensterben und Leerstand in der Innenstadt gesucht werden und Vorhaben bestehen, die Innenstadt „wiederzubeleben“. 
Eine Stadt, die zu teuer ist für ihre Einwohner*innen, kann nicht „leben“, daran werden auch die neuesten Mobilitäts- und Urbanistik-Konzepte nichts ändern, solange sie sich nicht den exorbitanten Mietpreisen widmen und die Stadt auch für Menschen lebenswert machen, deren Portemonnaie nicht aus allen Nähten platzt.  
Da dieses Problem genauso offensichtlich wie wenig präsent innerhalb städtischer Diskurse ist, wollten drei junge Rosenheimer*innen im April letzten Jahres darauf aufmerksam machen und besetzten ein leerstehendes Hotel – mit Erfolg! Größer als das mediale Echo war nur der resultierende Polizeieinsatz mit wohl weit über 100 Einsatzkräften und verschiedenen Sondereinheiten – wohlgemerkt wegen einer Anzeige des Eigentümers wegen Hausfriedensbruch. Doch anstatt die Chance der sich bietenden Möglichkeit des Anstoßes einer innerstädtischen Diskussion über Wohnraumverteilungen zu nutzen, zeigte sich die Stadt von ihrer gewohnten Seite. Der zweite Bürgermeister Daniel Artmann, im Übrigen selbst als ehemaliger Geschäftsführer des sog. Gründerzentrums „Stellwerk 18“ großer Profiteur des Gentrifizierungs-Mammut-Projekt am Bahnhof, sagte zu der Besetzung: „In Rosenheim hat diese Art und Weise des Protests keinen Platz“ – offenbar genauso wie jene Menschen, die nicht zu den Besserverdienenden der Besserverdienenden gehören. Kein Wunder also, dass der Protest von „Rosenheim besetzen“ kriminalisiert wird und sich die Drei vor Gericht verantworten müssen. 
Kommt deshalb alle am 26.02. um 17:00 zum Salingarten und zeigt Eure Wut! Eure Wut auf die Mieten, die eh schon viel zu hoch sind und trotzdem weiter steigen. Auf die Stadt Rosenheim, die als teuerste Mittelstadt Deutschlands keine Gelegenheit auslässt, Gentrifizierung und Teuerung noch weiter voranzutreiben und sich dann scheinheilig über die Konsequenzen im Stadtbild wundert. Und über die Kriminalisierung von mehr als notwendigen Protest, welcher sich mit realen sozialen Problemen in der Stadt auseinandersetzt, auf diese aufmerksam macht und damit deutlich mehr zu dem erklärten Ziel einer funktionierenden und „lebenden“ Stadt beiträgt als alle städteplanerischen Vorhaben der Stadt Rosenheim zusammen. 
OB Andreas März etwa schwadronierte von einer Seilbahn als öffentliches Verkehrsmittel für die Stadt und stellt sich damit quasi in eine Reihe mit seinem Kumpel und Parteikollegen Markus Söder und dessen „Mobilitätsideen“ wie der Bavaria One. Doch wer weiß, vielleicht können die „Stellwerk18-Selfmade-Millionäre“ ja bald von Rosenheim aus zum Mond fliegen – aber Wohnen? Ja, wohnen können werden wir dort nicht.